ATARI-Geschichte
1976-1984 - ATARI im Warner-Konzern
1976/77
- Weil ATARI langsam das Geld für
die Entwicklung des STELLA ausgeht, verkauft Bushnell die Firma für 28,8 Mio. $
an den Medienriesen WARNER COMMUNICATIONS - 15 Mio. $ gehen in Bushnells eigene Tasche.
Keenan und Bushnell bleiben weiterhin die Geschäftsführer bei ATARI. Die STELLA
wird fertiggestellt und als
ATARI VIDEO COMPUTER
SYSTEM vermarktet. Der Konsole stehen zu Beginn 9 Spiele zur Verfügung. Im
selben Jahr bringt die kleine japanische Firma TAITO das Spiel
"SPACE INVADERS"
als Automat auf den Markt. ATARI erwirbt die Rechte daran und baut eine
Modulversion, die dem neu erschienenen ATARI VIDEO COMPUTER SYSTEM zum
Weihnachtsgeschäft 1977 beigelegt wird. Das VCS wird DER Renner des Jahres -
selbst ATARI's Erwartungen an die Konsole werden weit übertroffen.
1978
- Es folgen
weitere Spielehits, darunter
ASTEROIDS. Ein anderer Bereich beginnt stetig zu
wachsen - der Homecomputer-Bereich. Auch ATARI strebt einen Homecomputer an - Bushnell ist anfangs nicht sonderlich begeistert davon. Zu dem Zeitpunkt
existieren auf dem Markt nur sehr wenige Homecomputer: APPLE ][, TANDY
RADIO-SHACK TRS80 und der COMMODORE PET. Schon 1976 versuchte der damals bei
ATARI angestellte STEVE JOBS, einen Homecomputer bei Bushnell durchzusetzen. Als
dieser ablehnte, stieg Jobs
bei ATARI aus und gründete mit seinem Freund STEVE WOZNIAK, davor bei
HEWLETT PACKARD angestellt, die Firma APPLE INC. Der Name APPLE wurde gewählt, um im
Telefonbuch vor ATARI zu stehen. Aber zurück zu ATARI 1978: Die
Entwicklungsabteilung von ATARI arbeitet an den Computern "CANDY" und
"COLLEEN"
- Atari wählte die Codenamen immer nach den weiblichen Angestellten. Diese
Homecomputer besitzen im Gegensatz zu den Konkurrenzen nicht nur eine CPU,
sondern auch einige Custom-Chips zur Entlastung der CPU. Diese wurden entwickelt
von JAY MINER, dem späteren AMIGA-Chefentwickler. ATARI besitzt zu dieser Zeit
bereits Fertigungsstätten in Taiwan und Hong Kong, wo das VCS gebaut wird. Im
November 1978 verläßt Bushnell die von ihm gegründete Firma. RAY KASSAR von Warner wird
neuer
Präsident
von ATARI INC.
1979 wird die Flipper-Produktion aufgegeben. Am 29. August 1979 erfolgt die erste kleine Lieferung der
im Januar vorgestellten Computer 400 (CANDY) und
800 (COLLEEN). Im Dezember folgt die erste
Serienproduktion. Atari gibt bekannt, daß mittlerweile 400.000 VCS-Konsolen seit
dem Start 1977 verkauft
wurden.
Alan Miller, Bob Whitehead, Larry Kaplan und David Crane verlassen nach einem
Streit mit Kassar Atari und gründen am 25.4.1980 Activision, den ersten
3rd-Party-Spielehersteller.
1980 erscheinen "Adventure", das erste Videospiel mit Easter-Egg, und der Automat "Battlezone" als erster 1st-Person-Shooter. Ein Jahr zuvor sorgte der erste Spielautomat mit Vektorgrafik, "Lunar Lander" für Furore. Das neue Firmengebäude in der 1196 BORREGAS AVENUE wird bezogen - nur einen Katzensprung vom alten Haus entfernt.
1981 - ATARI ist zu dieser Zeit nur im Norden Amerikas ein Begriff, der Rest der Welt kennt ATARI nicht. KLAUS OLLMANN, stellvertretender Geschäftsführer der WEA MUSIC GMBH - ebenfalls im Warner-Konzern - flog öfters zum Mutterkonzern in New York. Ende 1979 bekam der Geschäftsführer der WEA GmbH, SIGGI LOCH, ein Paket von Warner mit dem ATARI VCS. Loch, nicht begeistert vom Videospiel- und Computermarkt, gab die Sache an Ollmann weiter. Dieser setzte sich dafür ein, und gründete am 1. März 1980 innerhalb der WEA die ATARI ELEKTRONIK VERTRIEBSGESELLSCHAFT. Am 1. April 1981 wird diese Firma aus der WEA GmbH ausgegliedert und als ATARI DEUTSCHLAND mit Sitz in HAMBURG gegründet. Von dort aus laufen über die nächsten 3 Jahre die Geschäftsaktivitäten ATARI's in der Bundesrepublik.
Im Mutterland kamen derzeit immer mehr VCS-Spielmodule auf den
Markt - darunter die Megahits
"PAC-MAN" von NAMCO AMERICA und
"MISSILE COMMAND",
ATARI selbst baute bereits die 3. Version des VCS - und arbeitete bereits an
einem Nachfolger, dem VIDEO SYSTEM X. Der Grund: MATTEL und
COLECO lieferten um
1981 bereits technisch fortgeschrittenere Konsolen aus. 1981 erscheint der erste Automat mit farbiger Vektorgrafik, "Tempest".
Jay Miner gründet die Amiga Corporation und stellt ungewöhnliche
Spielsteuerungen und Konsolensoftware her.
Die Homecomputer wurden überarbeitet, 1982 wird der Prototyp des 1200, ein Vertreter der neuen Computerlinie 600/1200, vorgestellt, die jedoch nie erscheint. ATARI Deutschland ist zu dieser Zeit bereits der stärkste Auslandsmarkt von ATARI. 1982 wird das Jahr der neuen Produkte: Die Computer 400 und 800 werden durch den 1200 XL abgelöst, das VCS wird weitergebaut als ATARI 2600, und das 5200 SUPER-SYSTEM erscheint.
Im Dezember 1982 sorgte Atari für Börsenschlagzeilen: Am 7.12.1982 um 14:41 EST verkauft CEO Ray Kassar 5000 Warner-Aktien im Wert von 250.000 $, macht einen Gewinn von 81.000 $. Um 15:04 EST gibt Warner eine Gewinnwarnung aus, nachdem der Konzern im 4. Quartal 1982 wohl 10% weniger Gewinn einfahren wird. Am 8.12.82 fallen die Warner-Aktien an einem Tag um 33% (!), landesweit stornieren Händler massenweise Aufträge. Am 14.12.82 beginnen die Ermittlungen gegen Kassar und Atari-Vizepräsident Dennis Groth - beide stehen im Verdacht, Insider-Geschäfte betrieben zu haben. Die Investoren an der Wall Street in New York wenden sich ab.
1983 wird der 1200 XL eiligst durch
600 XL und
800 XL abgelöst - der 1200 XL war teilweise inkompatibel zu seinen
Vorgängern - als die LÖffentlichkeit das mitbekam, wurden schnell die
Restbestände der alten Computer 400 und 800 gekauft; ebenso wird bereits am 5200 Nachfolger gearbeitet. Im Jahr 1983
erreicht die Konsole 2600 ihren
Höhepunkt - in diesem Jahr erscheinen die meisten Spiele, immer mehr Firmen
liefern neue Titel. Doch das hat auch seine Schattenseiten: Immer mehr Firmen
warfen diese neuen Titel für immer weniger Geld auf den Markt - zum Teil wurden
Spiele für unter 10 $ verramscht. Die Qualität dieser Spiele ist deutlich am
Boden - nur Imagic, ATARI und Activision liefern gute Spieletitel. Viele frisch
gegründete Firmen schließen noch im selben Jahr ihrer Gründung. Auch die
Homecomputer 600 XL und 800 XL verkaufen sich nicht besonders gut - obwohl sie
dem stärksten Konkurrenten, dem COMMODORE 64, technisch deutlich überlegen
waren. Und so zogen dunkle Wolken an ATARI's Horizont auf.
Am 7.7.1983 muß Kassar wegen der
Börsen-Affäre vom Dezember 1982 zurücktreten, Nachfolger wird am
6.9.1983 James Morgan. Die Jahresbilanz
1983: ATARI machte 536 Mio. $ Verluste - was etwa 2 Mio. $ pro Tag entspricht.
Schon im 2. Quartal wurden Verluste von 283,4 Mio $ gemeldet. Das hindert Atari
aber nicht daran, ständig neue Produkte anzukündigen. Im Februar 1983 wird "My
First Computer", ein Aufsatz für die 2600-Konsole, angekündigt, wenig später
werden Pläne für die Computer 1400XL, 1450XLD "Dynasty" und 1650XLD "Mickey", im
März 1983 für eine Tochterfirma namens "AtariTel" bekannt. Atari schließt im
April 1983 die Fabrik in El Paso, die
dort verbliebenen Module sowie einige
Prototypen des Mindlink werden auf 14 Lastern in die Wüste New Mexico's - nähe
Alomorgordo - gekarrt, ausgekippt und mit Bulldozern plattgemacht. Das wurde
jahrelang für eine Legende gehalten, Nachforschungen bestätigen dies jedoch. In
einem Warenhaus werden einige Paletten mit 825-Druckern vorgefunden - dieser
Nadeldrucker galt seit 1981 als ausverkauft. Am 21.11.1983 schließen Atari und
die Amiga Corp. einen Vertrag ab, der Atari die Rechte am System "Lorraine"
zusichert.
1984 werden die restlichen 18.000 nicht verkauften CX-53-Trackballs vom Markt genommen und zurück ins Werk transportiert. Dort werden sie auseinandergenommen, die Kugeln werden später bedruckt und als Lottokugeln verkauft, der Rest wird geschreddert. Am 21.5.1984 wird das Atari 7800 ProSystem angekündigt. Im Juni 1984 sucht Warner Käufer für die angeschlagene Atari Inc.
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