ATARI-Geschichte

1984-1996 ATARI unter den Tramiels

1984 - JACK TRAMIEL (mit richtigem Namen IDEK TRAMIELSKI), Sohn polnischer Einwanderer, gründete in den 50er Jahren die Firma COMMODORE - anfangs zur Reparatur Jack Tramielvon Schreibmaschinen. Ende der 70er Jahre brachte Commodore den PET auf den Markt, weitere Computer folgten - VIC20, C64. Ende 1983 kam es zum Streit zwischen Tramiel und Mitinhaber IRVING GOULD, Tramiel und seine Söhne mußten daraufhin die Firma verlassen. Sie gründeten TRAMIEL TECHNOLOGIES LTD. Im Juni 1984 trat Time Warner dann an Tramiel heran, mit ATARI im Gepäck. Er schlug zu und kaufte den ehemaligen Erzfeind gegen Schuldscheine. Die Tramiel-Familie hält 51% der Aktien, 25% bleiben bei Warner. Die Automatenproduktion blieb unter dem Namen ATARI GAMES CORP. weiterhin bei Warner. Die ATARI INC wurde in eine Corporation (Aktiengesellschaft) umfunktioniert. Tramiel besetzte die Führungspositionen mit seinen Söhnen LEONARD, SAM und GARRY. Die vier reisten um die ganze Welt und schlossen einige Niederlassungen, darunter das 2600-Werk in Irland. Auch Klaus Ollmann von ATARI Deutschland wurde entlassen. Die Tramiels entließen zwei Drittel der gesamten Belegschaft weltweit. Als die Tramiels in der 1196 Borregas Avenue in Sunnyvale ankamen, soll der Pförtner "THE STORMTROUPS ARRIVED" (Die Sturmtruppen sind gekommen) gerufen haben. ATARI Deutschland zog aus der Niederlassung in Hamburg aus und bezog sein neues Hauptquartier in der Stadt RAUNHEIM bei Frankfurt/Main. In Sunnyvale wurden derzeit sämtliche Weiterentwicklungen der XL-Serie gestoppt, auch das 7800 PRO-SYSTEM fiel dem zum Opfer, AtariTel wird an Mitsubishi verkauft.. Nintendo Amerika fragt bei Atari an, ob Interesse besteht, die Konsole "Famicom" unter dem Atari-Label in den USA zu vermarkten. Tramiel lehnt ab. Nintendo hat das "Famicom" 1985 in "Nintendo Entertainment System" umgetauft und selbst vermarktet. Jack Tramiel warb einige Entwickler von Commodore ab, darunter auch SHIRAZ SHIVJI, den Erfinder des legendären C64. Er sollte in nur 6 Monaten einen völlig neuen Rechner entwickeln.

Das gelang, und so wurden auf der WINTER CONSUMER ELECTRONICS SHOW in LAS VEGAS im Januar 1985 neben der neuen, am 13.11.84 angekündigten, XE-Serie die Computer 130 ST und 520 ST vorgestellt. Diese Rechner besitzen den Motorola 68000 Prozessor (erst war der National 32032 geplant, die Lieferfähigkeit des 32032 wurde allerdings bezweifelt), der 520 ST damals mit 512 KB unglaublich viel Arbeitsspeicher, eine mit der Maus zu bedienende GEM-Oberfläche und die Fähigkeit Farbauflösungen darzustellen, was der ebenfalls frisch erschienene APPLE MACINTOSH Garry, Sam, Jack und Leonard Tramieldamals nicht konnte. Der 520 ST wurde im Frühjahr 1985 erstmals ausgeliefAtari 520 STert - der 130 ST ging dagegen nie in Serie. Der ST erschien nur wenige Monate vor Commodore's AMIGA 1000, der seine Premiere auf der Sommer CES 1985 hatte. Zu AMIGA hat ATARI auch eine besondere Beziehung: JAY MINER verließ 1981 ATARI und gründete ein Jahr später mit ein paar Freunden die AMIGA INC. Sie lieferte einige wenige Titel für das ATARI VCS und baute Joysticks. Intern wurde an einer eigenen Spielkonsole gearbeitet. 1984 ging AMIGA allerdings das Geld aus und suchte Käufer. Tramiel, zu der Zeit schon bei ATARI, bot nur 0,98 $ pro Aktie. Interimsfeind Commodore schlug kurz vor Ende der 24-Stunden-Frist zu und kaufte die AMIGA INC für 4,25 $ pro Aktie. Aus der Spielkonsole wurde später der Computer AMIGA. Zurück zu ATARI: In Deutschland wurde der ehemalige Commodore-Deutschland-Chef ALWIN STUMPF zum neuen Chef der Atari Computer GmbH.

In Amerika wurde an neuen ST's gewerkelt - Anfang 1986 erschienen die Varianten 260 ST, 520 ST+ und der 1040 ST. Auch die 7800-Konsole wurde seit Juni nun ausgeliefert, etwas zu spät allerdings - der japanische Konsolenhersteller NINTENDO hatte bereits mit dem NINTENDO ENTERTAINMENT SYSTEM beachtliche Marktanteile erobert. Das 2600-System geht in der 7. und letzten Version in Serie - dieser Konsole werden 32 Spiele auf einem Modul beigelegt. Mitte des Jahres machte das Gerücht, ATARI würde einen 32-Bit-Computer entwickeln, die Runde. Als erster schrieb die deutsche Zeitschrift DATA WELT über den ATARI EST.

1987 wird der Ruf nach einem professionellen ST erhört - Atari bringt den MEGA ST mit abgesetzter Atari XE Game SystemTastatur heraus. Auch die XE-Computer sind nicht tot, im Januar 1987 kündigt ATARI das XE GAME SYSTEM an. Das XEGS besitzt eine abgesetzte Tastatur und ist hauptsächlich als Spielkonsole und damit als direkten Konkurrent zum ebenso erfolglosen COMMODORE 64GS konzipiert. Erschienen ist es im November 87. Im Juli 1987 werden neue Spiele für das 2600 angekündigt. Ebenfalls 1987 steigt ATARI mit den Rechnern PC und PC2 in den Markt der IBM-Kompatiblen ein, die zu dieser Zeit immer erfolgreicher wurden.

1988 kaufte ATARI eine kleine englische Firma, die einen Transputer entwickelten. Dieser Transputer arbeitete mit bis zu 17 Prozessoren. Er wurde als ATARI TRANSPUTER WORKSTATION 800 in kleinen Stückzahlen gebaut. Im selben Jahr kauft ATARI die Rechte am Handy, einer Handheld-Konsole des Spielherstellers EPYX INC.

ATARI stellte diese Konsole im Juni 1989 als ATARI LYNXAtari LYNX vor. Das Spielesortiment dafür stammt größtenteils aus der Time-Warner-Tochter ATARI GAMES und beinhaltet meist Automaten-Umsetzungen. Nintendo und Atari Games/Tengen bringen gleichzeitig "Tetris" heraus - und jeder behauptete die Rechte daran zu haben. Ein Gericht entscheidet im November 89 zugunsten Nintendo. 1989 wird ein Jahr der Neuentwicklungen - der 1040 STE, ein erweiterter 1040 STFM wird vorgestellt, ebenso der erste Pocket-PC "PORTFOLIO" und der tragbare ST "STACY". Auch ein Prototyp eines Computers namens TT/X wird gezeigt. Dieser arbeitet mit einer 68030-CPU, 16 MHz Takt und dem Betriebssystem UNIX, welches man damals für das Betriebssystem der Zukunft hielt. Im Oktober 89 wird der Lynx in limitierten Stückzahlen in den Städten New York und Los Angeles verkauft, das offizielle Release erfolgt im März 1990.

1990/91 - Die Serienproduktion des TT030 beginnt 1990. 1991 folgten weitere Computer: Der MEGA STE als Nachfolger der erfolgreichen MEGA ST Computer, und das Notebook ST-BOOK. Auch Prototypen werden wieder gezeigt - zum einen der Pentop-Computer ST-PAD und zum anderen der FX-1 Computer. Der LYNX erhält ab Juli 91 ein neues Gesicht, und die Produktion der Serien XE, 2600, 7800 und die der IBM-Kompatiblen werden endgültig stillgelegt. Im April 1991 machen Gerüchte über eine neue 32-Bit-Spielkonsole namens "Panther" die Runde. Atari bestätigt die Gerüchte im Mai, schon im Juni wird der Panther allerdings gecancelt. Parallel zum Panther wurde an einer 64-Bit-RISC-Konsole namens Jaguar entwickelt. Das Prinzip des JAGUAR, mit mehreren CPU's zu arbeiten ist nicht neu - 1986 wurde dies schon von Flare2 entwickelt, ATARI erwarb 1990 die Rechte daran.

1992/93 - 1992 erscheint mit dem FALCON 030 der letzte ATARI-Computer. ATARI Deutschland zieht aus den zu klein gewordenen Räumen in Raunheim ins neueAtari FALCON 030 Gebäude in SCHWALBACH/TAUNUS um. Alwin Stumpf verläßt ATARI Deutschland gegen Ende des Jahres 1992 und geht zurück zu Commodore. Im Dezember 1992 wird der Start des Jaguars für Sommer 1993 verkündet - das Release erfolgt jedoch erst im Oktober 93, die Produktion übernimmt dabei der blaue Riese IBM. ATARI selbst ist bereits wieder in den roten Zahlen.

 

1994 steigt ATARI vollständig aus dem Computermarkt aus, die Rechte am Falcon gehen an die deutsche Firma C-LAB, die den Falken als C-LAB MK vermarktet. Auch andere Clones machen die Runde - die Schweizer Firma MEDUSA SYSTEMS bringt den gleichnamigen Clone auf 68040-Basis heraus. Auch der Lynx wird gestoppt, ATARI konzentriert sich auf den JAGUAR. Im September 1994 wird ein Jaguar-Modem angekündigt, es eschien nie. Das VIRTUAL-REALITY-SYSTEM wird 1994 auf der CeBIT, im Mai 1995 auf der Electronics Entertainment Expo vorgestellt, geht auch nie in Serie.

Im September 1995, etwas zu spät, erscheint der lang versprochene CD-Aufsatz. Zu spät deshalb, weil der leistungsfähigere 32-Bitter SONY PLAYSTATION bereits auf dem Markt war. Gegen Ende 1995 machte wieder das Gerücht einer neuen Spielkonsole die Runde - JAGUAR² war das Stichwort.

Die technischen Daten stellten Anfang 1996 die PlayStation und den noch nicht mal erschienenen NINTENDO N64 in den Schatten. Allerdings fehlte ATARI die Kraft und das Geld, um die Konsole Atari JAGUAR²fertig zu entwickeln. Bereits 1995 wurden sämtliche Auslandsniederlassungen geschlossen, im Zentrallager in den Niederlanden begann der große Resteverkauf, ein nagelneuer 800 XL konnte damals für 20 DM gekauft werden. Nachdem alles verkauft war, wurde auch das Zentrallager geschlossen und ATARI Europa existierte nicht mehr. Im Frühjahr 1996 zog ATARI aus dem Firmengebäude in der Borregas Avenue aus und bezog mit nur noch 120 Mitarbeitern ein leerstehendes Bankgebäude in Sunnyvale. Von März bis Juni 1996 werden unter dem Label ATARI INTERACTIVE einige Spiele vom Jaguar auf den PC konvertiert. Auch die erste Homepage www.atari.com mit dem Titel JAGWIRE wurde fertiggestellt.

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